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Mal Hauptdarsteller, mal ein Sandkorn im Hurrican

Von Günter Willscheid



Siegburg. „Ceci n‘est pas une pipe" (dies ist keine Pfeife) schrieb René Magritte unter ein Bild, das eindeutig eine Pfeife zeigte, und ,,Ceci n‘est pas une rétrospective" nennen Peter Valentiner und Walter Wolf ihre gemeinsame Ausstellung (bis 2, Dezember) im Siegburger Stadtmuseum, die nun auch wirklich keine Retrospektive ist und ebenso wenig einen Bezug zu Magritte wie einen gemeinsamen Nenner hat. Lediglich die langjährige Künstlerfreundschaft ist Ursache der Gemeinschaftsschau, die mehr polarisiert als verbindet, was sie - um es vorweg zu nehmen - so spannend macht.


Klare Konzeption und scheinbare Leichtigkeit


Der eine, Peter Valentiner (60), setzt auf eine klare Konzeption, gönnt sich und dem Betrachter keine Sinnesfreude und verzichtet auf Figuration zugunsten eines abstrakten Strukturalismus. Der andere, Walter Wolf (38), braucht das Abbild des Menschen, um seiner Fabulierfreude freien Lauf zu lassen. Und ganz klar, dass die Sympathien der Betrachter eher dem über 20 Jahre jüngeren Wolf gelten, der mit seiner (nur scheinbar) spielerischen Leichtigkeit in der malerischen Tradition der Art brut ein dramatisches Welttheater inszeniert, das vielfältige Emotionen wie Assoziationen weckt und mit einer überaus sinnlichen Malerei verwöhnt.


Unterdessen ist Peter Valentiner eher ein Fall für Puristen, wenngleich sein großformatiger Zyklus zum Thema ,,Hurrican", obschon im asketischen Schwarz/Weiß, durchaus Schwindelgefühle hervorzurufen vermag. Und den Gedanken, dass der Mensch im Auge des Taifuns zur „unbedeutenden Angelegenheit im komplizierten Strukturgewebe" schrumpft, „ebenso banal wie ein Staubkorn" und „kein bisschen freier als ein Wassertropfen im Fluß" sei, wie Jürgen Kisters eloquent im Begleitkatalog formuliert. Freilich scheint da Valentiners Materialsammlung zum Thema Hurrican, in Vitrinen als Ergänzung seiner Bilder arrangiert, wirklich überflüssig zu sein: Das Werk spricht für sich:


Bei Valentiner taucht der Mensch noch nicht einmal als Statist auf, bei Wolf spielt er die Hauptrolle und ist doch alles andere als ein Held, der seine Geschicke selbst bestimmt.


Gemeinsamer Nenner in der Grundhaltung


Wie verloren, in die Welt hineingeworfen (und hier ist in der Grundhaltung beider doch noch ein gemeinsamer Nenner zu finden) muten seine melancholischen Gestalten an, und sogar sein „Hitler als Maler" gerät zur armseligen Karikatur eines Gerne-Groß.


Wolf ist einer, der Geschichten erzählt von Leben und Tod, biblische Geschichten wie die Kreuzabnahme und die anderer Religionen und Kulturen. Vor allem aber ist es die opulente Malerei, die an Wolfs Werk so fasziniert, der chromatische Aufbau, der die Hinter-gründe aus der Tiefe leuchten lässt, die pastosen Strukturen und erfindungsreichen Skripturen.


Von Günter Willscheid

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