Tarntechnik: Ausstellung Peter Valentiner im Französischen Kulturinstitut
Mit den sogenannten jungen Wilden hat der frisch aus Paris in Köln eingetroffene Peter Valentiner nur das broße Format gemeinsam, den kecken Anspruch auf Raum und Dominanz, dieses „hier bin ich – zu überschauen bin ich nicht“. Ein Ruf, bei dem sich das Pariser Musée National d’Art Moderne, Centre Georges Pompidou nicht taub stellte und Anfang dieses Jahres ein achteinhalb Meter mal achteinhalb Meter großes Opus erwarb, „Tarnnetz“.
Der Künstler, 1941 in Kopenhagen geboren, ausgebildet in Tours, war 1971 Preisträger der 7 Biennale in Paris, dann Stipendiat des Musée Rodin und rief Zahlreiche Künstlerkollektive ins Leben. Valentiner unterrichtet als Gastdozent an der Sommerakademie in Trier. Seine Malerei, die er als „Mischung zwischen Vasarely und Morris Louis“ bezeichnet, versteht sich von der Idee her als ein ständiges Gerangel zwischen den Mächten der Ordnung und des Chaos. Der Form nach – und dies beweisen seine jüngsten nun im Französischen Kulturinstitut (Sachsenring 77) ausgestellten Arbeiten – hat er sich noch nicht vom Zwang der „Tarntechnik“ gelöst, die ihn Anfang der 70er Jahre zum Netz, Raster oder gefleckten Leopardenstoff für militärische Zweche greifen ließ.
Auf Valentiners neuen, großen Hochformaten, darauf breite, scheinbar metallene Bänder, die sich krümmen und biegen, frei im Raum schweben, fesselt, die Farbgebung, dieses Ineinander und Miteinander der Blautöne und Rotskala, die sich, auf Grund eines winzigen Lilaflecks, keß „Hommage à Monet“ nennt. Van Gogh, den er liebe, habe ihn zu eben diesem Bleu inspiriert und eigens fürs deutsche Gemüt, dem in diesen Tagen der Wald zur Herzensangelegenheit wird, mochte er auf seiner geglücktesten Komposition dieses tiefe Fichtengrün gleichsam aufrauschen lassen.
Doch weit davon entfernt, sich mit diesem Kirchner- und Pechstein-Grün den Expressionisten zu nähern, versteht sich Valentiner als reiner Abstrakter, der jeder Spekulation mit einem wie auch immer zu verstehenden metaphysischen Hintergrund dem reinen Formalismus den Vorzug gibt: dem Spiel mit der freien Form, die sich als ein Ineinanderschieben von Vordergrund gegen Bildfond versteht, erwachsen aus der Technik des Überklebens und wieder Ablösens. (Ausstellung bis 30. Juni)
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